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Musik-Untersuchungen

Vom Skatepark zur Musik

Es muss in der 7. Klasse gewesen sein, also war ich 14 Jahre alt. Damals gab es noch nicht einmal MP3-Player. Der ein oder andere erinnert sich an die Zeit. CD-Taschen und der Nachfolger des Walkmans waren also angesagt. Mit dem Discman machte ich damals den Schulhof unsicher. Die Musik die in meinem Freundeskreis gehört wurde, war denke ich auch unserem Hobby geschuldet. Sobald der Schulgong ertönte, und wir nach Hause durften, gingen wir alle nach Hause und trafen uns 2 oder 3 Stunden später im Skatepark wieder.

Es war nicht gerade uninteressant, was unsere Helden aus dem Discman uns zu sagen hatten. Ab und zu, dort wo die Strophen langsam oder sogar deutlich gesungen wurden, kamen wir intelektuell noch hinterher. Eine weitere Barriere gab es dann noch, die Sprache. Im Internet fand man normalerweise die Song-Texte auch in Textform. Doch um verstehen zu können, was der Sänger in das Mikrofon hineingab, musste man also den Text übersetzen, in ein Deutsch, welches ungefähr das wiederspiegelte, was in der Musik versucht wurde zu sagen.

Wenn man also das Deutsch vorliegen hatte und man dieses so interpretieren konnte, wie der englischsprachige Sänger es meinte, dann konnte man behaupten verstanden zu haben, was gemeint war.

Für einen Schüler der 7. Klasse der Realschule, der eigentlich einfach nur in den Skatepark wollte, keine so leichte Aufgabe. Also passierte das, was ich gerade beschrieben hatte, nicht allzu häufig. Außerdem hörte sich die Musik auch ganz gut an, wenn man nicht wusste, was gesungen wurde.

Psychiatrie

Nun, jetzt hab ich mit der Überschrift schon den Wechsel leicht angedeutet.

Aber in der Psychiatrie gab es keinen Skatepark. Immer wieder, als ich dort, mehr oder weniger eingesperrt war, kam die Sehnsucht zum Skaten zurück. Und meine Vergangenheit bereute ich ja auch in dem Sinne nicht. Ich meine, wie ein Alkoholiker den Alkohol bereut und darauf hin einen brutalen Cut machen muss. Ich wusste zumindest schon mal, dass ein Großteil der „Songs von früher“, sehr viel zu beklagen hatten. Und das hatte ich zu dem Zeitpunkt in der Klinik ja schließlich auch.

So kam es, dass ich einmal, als ich die Gelegenheit hatte, welches nicht zu oft vorkam, und ich nach Hause fahren durfte, ich die Gelegenheit bekam, im Internet viele Songtexte auszudrucken, im englischen Original, und diese wieder mit in die Klinik nahm. Vor allem Texte von „Papa Roach“ und „Millencolin“ waren es. Beide Künstler sprachen von genau den seelischen Wunden, die mir auch zugefügt wurden.

Heute

Heute folge ich Jesus nach. Er ist die Antwort, die ich zwar suchte, aber mir nie hätte vorstellen können, dass sie die Lösung so einfach machen würde. Aber ich möchte diese Überschrift, „Heute“ auf meine Sicht auf die Musik beziehen. Anders formuliert, könnte man sagen, „Wie blicke ich heute auf die Musik von damals?“

Und mir ist etwas sehr schönes aufgefallen. Im Internet, auf Instagram begegnete mir ein Künstler, der sehr jung war und sehr unbekannt war. Noch dazu mit einer komplett anderen Musikrichtung als das „übliche“, was ich mir früher so anhörte.

Aber eine Sache war, trotz all der Unterschiedlichkeiten, gleich. Es waren, die Klagen. Ja in Musik wir viel geklagt. Doch wie sonst, soll eine emotional-aufgeladene Stimmung zustandekommen? Und das ist es ja, was wir brauchen, oder zumindest brauchten (als ich als Jugendlicher die Musik zum Skaten brauchte).

Diese neue Musik, die ich fand, war ja, wie ich schon sagte, auch von der Musikrichtung anders. Eine ganz andere Zeit, auch eine ganz andere Art der Verletzlichkeit, in der sich der Musiker darstellte. Das kannte ich noch garnicht. Und das ist, warum diese Musik, sei sie von früher, oder von heute, das ist, was mich packt. Denn diese Gefühlsausbrüche sind es, die ich einfach nicht ignorieren kann. Auch wenn ich als Christ, nun eine neue Umgangsweise mit den Problemen habe, aber niemals könnte ich ignorieren, was ich da höre.

Ich denke, ich bin durch viele emotionale Schwierigkeiten gegangen, auch durch die von anderen Menschen, von anderen nahen Personen. Auch heute spendet die Musik mir viel Trost und ich fühle mich immer noch durch die Musik verstanden.

Keine Lösung

Vor kurzem habe ich, (fast gezwungenermaßen), deutschen Gangsterrap gehört. Und ich habe mich gefragt, worin sich diese Musik von dem unterscheidet, welche ich normalerweise gerne höre. Und mir ist aufgefallen, dass meine Musik (im Normalfall), keine Lösung hat, für die Probleme, die sie thematisiert. Und über den Punkt denke ich seit 2 Wochen nach. Und jeh mehr ich darüber nachdenke, umso logischer erscheint es mir auch.

Welche Klagen kann man am extremsten aus sich in die weite Welt hinausbrüllen? Genau die Themen, die für einen selbst so unfair sind, dass man weiß, kein Mensch auf der Welt, wird dem etwas entgegen setzen können. Dieser Gedanke faszinierte mich. Denn auch mein Buch, ist (zumindest teilweise) ein solches „in die Welt brüllen“. Ohne, dass mir all diese Dinge in ihren Abhängigkeiten voneinander klar waren, schrieb ich auch das Buch mit einer ähnlichen Absicht.

Doch etwas war unfair. In meiner Welt konnte ich niemandem nachweisen, die Ursache für mein Leid zu sein, selbst wenn ich es manchmal vermutete. Also schrieb ich das Buch. Ohne so zu 100% zu wissen, warum. Aber lieber es entsteht etwas, vielleicht auch etwas, woraus man Kraft schöpfen kann, als in der Soße zu verharren und daran zu verzweifeln. Und auch wenn man schon am verzweifeln ist, besteht auch dann noch eine gute Gelegenheit, um die Unfairness und diese schlimme Situation, wie sie vor mir lag, an die Öffentlichkeit zu bringen.

Was hat das jetzt mit dem Deutschrap zu tun? Ich will den Rappern nicht auf den Schlipps treten, und vor allem, weiß ich, dass sie sich über diesen Punkt bewusst sind, und zwar, dass in dieser Art von Musik eine Verherrlichung stattfindet. Zwar hat man als ein solcher Rapper, dann das Gefühl von Macht, und das Gefühl „Herr über die Lage“ zu sein, aber beißt sich die Katze hier in der Schwanz.

Denn die Klagen, die ich von meinen Musiker höre, sind gerade die Unfairness, die Ungerechtigkeit, wenn ein kleiner, schwacher Mensch, in die Macht eines Reichen oder sehr viel stärkeren Menschen abbekommt. Viele Songs des Künstlers „Papa Roach“ sind voll von solchen Klagen. Die Ungerechtigkeit die hier in die Menge geschrien wird, mit einer unendlichen Energie, kann nur so energievoll sein, weil, keine Lösung für das Problem besteht.

Wohingegen in dieser anderen Musikrichtung des Raps, Lösungen verwendet werden, die zum Beispiel „Papa Roach“ als so unmoralisch und ebenso unfair erscheinen würden, dass es sich nicht als Lösung „qualifizieren“ könnte. Viele Texte von Rappern handeln von Geld, Waffen, Nutten, Autos und so weiter.
Also von genau den Dingen, die ein „Papa Roach“ als die Ursache seines (aber auch unser Aller) Leides betitelt.

KünstlerSongKurze Zusammenfassung
Papa RoachLast Resorttotale Verzweiflung
Papa RoachBetween Angels And InsectsDu bist der Sklave des Systems
Papa RoachBingezerstörerischer Alkohol
Papa RoachBlood BrothersWie wir uns gegenseitig Zerstören
Rage Against the MachineKilling in the NameWut gegen Polizei-Gewalt

Die Songs und die Lyrics könnte ihr am einfachsten auf Youtube suchen. z.B. „Papa Roach – Between Angels And Insects lyrics“

Lösung

Jesus Christus. Würde ich die Ehre haben dürfte, diesem „Papa Roach“ einmal in echt begegnen zu dürfen, würde ich ihn gerne in die Arme nehmen und ihm eine gute Nachricht überbringen. Ich würde ihn fragen, ob er mit in meine christliche Gemeinde mitkommen wolle. Die Lösung, würde überraschend kommen, so wie sie auch mir begegnete.